Landrat und Verwaltung des Landkreises Schweinfurt haben sich intensiv für eine Versachlichung der Diskussion um die Reaktivierung der Steigerwaldbahn bemüht. Mit der Konferenz im Januar 2019 gelang der Einstieg in einen Prozess, der bereits im März 2019 zu einem eindeutigen Beschluss des Kreistags führte. Leider wurde von der DB und auch der Staatsregierung der Prozess hintertrieben, indem die Strecke an ein Gleisrückbauunternehmen verkauft wurde. Der Verkaufsprozess ist nicht transparent und wirft unbeantwortete Fragen auf.
Der Landkreis hat auf eigene Initiative und Kosten durch kobra NVG eine Studie erstellen lassen, die die vorherige Berechnung durch Dr. Konrad Schliephake untermauert hat. Dr. Schliephake ist nicht irgendwer, sondern ein anerkannter und erfahrener Wissenschaftler auf diesem Gebiet.
Die im März 2021 durch die staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft vorgestellte Studie wirft viele Fragen auf: Ist die Berechnungsmethode für ländliche Bahnstrecken überhaupt geeignet, wurden alle Potentiale einbezogen, ist das 1.000er (Verhinderungs-) Kriterium überhaupt noch zeitgemäß und welchen Einfluss hat das Bayerische Innenministerium auf die Erstellung der Studie genommen? Viele entscheidende Fragen bleiben der Öffentlichkeit unbeantwortet.
Die wichtigste Frage bleibt offen: Wie kann eine Verkehrswende gelingen, wenn umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur zerstört wird und die Politik einseitig auf Straßeninfrastruktur setzt? Die Verkehrswende ist zur Erreichung der überlebensnotwendigen Klimaziele unbedingt notwendig.
Die Bahn wäre für die Region zwischen Schweinfurt und Kitzingen ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur und würde zur Regionalentwicklung beitragen. Das wissen nicht nur die Befürworter einer Reaktivierung, sondern auch Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaften.
In der Kreistagssitzung wird es sich zeigen, ob die Ziele des Klimaschutzes, umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur, Regionalentwicklung usw. wirklich ernst genommen werden, oder ob man aufgeben will.
Thomas Vizl, Kreisrat