Aktuell Steigerwaldbahn

Steigerwaldbahn: Am 04. November diskutiert der Kreistag Schweinfurt

Am Donnerstag, 4. November 2021 um 14 Uhr, trifft der Kreistag Schweinfurt in der Kulturhalle Grafenrheinfeld (Hermasweg 1a) eine weitere Entscheidung über die Zukunft der Steigerwaldbahn.

Der Landkreis Schweinfurt hat sich in den vergangenen drei Jahren intensiv und ernsthaft mit einer möglichen Reaktivierung der Steigerwaldbahn auseinandergesetzt. Am 28. Januar 2019 fand im Landratsamt eine Konferenz statt, an der Befürworter und Gegner einer Reaktivierung und die unterschiedlichsten Interessensgruppen und Akteure vertreten waren: Bürgermeister der Anrainergemeinden der Strecke (auch aus dem Landkreis Kitzingen), Handwerkskammer für Unterfranken, Industrie- und Handelskammer Schweinfurt-Würzburg, Förderverein Steigerwald-Express e. V., Verkehrsgemeinschaft Schweinfurt, Fahrgastverband ProBahn, Verkehrsclub Deutschland und viele mehr.

Der Landkreis Schweinfurt hat ein Gutachten zur Reaktivierung der Steigerwaldbahn (kobra NVS GmbH) beauftragt, dass für den Streckenteil Schweinfurt – Gerolzhofen ein Potential von über 1.000 Reisendenkilometer ergab. Damit wurde die vom Förderverein Steigerwaldexpress e.V. bei Dr. Schliephake (Universität Würzburg) beauftragte Potentialanalyse weitgehend bestätigt.

Infolgedessen fasste der Kreistag Schweinfurt, teilweise gleichlautend mit dem Landkreis Kitzingen und der Stadt Schweinfurt, Beschlüsse, die zur Aufnahme des Reaktivierungsverfahrens führten:

  • Der Kreistag hat am 14.03.2019 den Beschluss für ein langfristiges Verkehrsintersse an der Steigerwaldbahn gefasst. Das Protokoll der öffentlichen Sitzung ist auf der Homepage des Landkreiseses zu finden.
  • In einem Schreiben an Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart bittet Landrat Florian Töpper den Verkauf der Bahnlinie zu stoppen und als Aufsichtsratsvorsitzender und Aufsichtsführender über die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) auf diese einzuwirken, einen Prüfauftrag in Bezug auf die Reaktivierung der unteren Steigerwaldbahn zu erteilen.
  • Am 12.12.2019 hat der Kreistag den Beschluss gefasst, dass eine Potenzialanalyse für die Untere Steigerwaldbahn zu erstellen ist. Das Protokoll der öffentlichen Sitzung ist auf der Homepage des Landkreises zu finden.

Verkauf an ein Gleisrückbauunternehmen!

Leider kamen Ministerium und DB der Aufforderungen den Verkauf der Strecke zu stoppen nicht nach. So wurde 2019 die Bahnstrecke an ein Gleisrückbauunternehmen, spezialisiert auf die Demontage und Verwertung von Bahnstrecken zu einem niedrigen Preis verkauft!

Die Freistellung der Strecke von Bahnbetriebszwecken (Entwidmung) konnte durch die Beschlüsse der beiden Landkreise Schweinfurt und der Stadt Schweinfurt verhindert werden. Somit durfte das Gleisrückbauunternehmen die Strecke nicht rückbauen.

Entgegen den Studien von Dr. Schliephake und kobra NVS ergab die Potentialanalyse der staatlichen Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) ein sehr niedriges Fahrgastpotetial: Mit 563 Reisendenkilometern pro Kilometer
Streckenlänge an durchschnittlichen Werktagen für die gesamte Strecke und für den Nordabschnitt zwischen Gerolzhofen und Schweinfurt mit 838 Reisendenkilometern pro Kilometer Streckenlänge liegt die Strecke deutlich unter den vom Bayerischen Staatsministerium für Verkehr geforderten 1.000 Rkm.

Da detaillierte Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, kamen deutliche Zweifel am BEG-Gutachten auf. Auch mehrten sich Hinweise, dass aus verschiedensten Kreisen Einfluss auf das Ergebnis genommen wurde. Acht Termine der beiden Landratsämter mit der BEG sowie weitere Termine von Abgeordneten und verschiedene Schriftwechsel konnten nicht alle Zweifel beseitigen.

„Verhindungsberechnung“?

Insbesondere ist es fraglich, ob die von der BEG gewählte Berechnungsmethode überhaupt für Bahnnebenstrecken im ländlichen Raum angewandt werden kann, oder ob es sich hier nicht um eine „Verhinderungsberechnung“ handelt. Ein geforderter Austausch zwischen den drei Gutachtern (BEG, Dr. Schlliephake und kobra NVG) kam nicht zustande.

Im Beschluss vom 19.03.2019 hat der Landkreis ein langfristiges Verkehrsinteresse auf der Bahnstrecke bekundet. Dieses Verkehrsinteresse wurde insbesondere mit der Zielsetzung begründet, ein attraktives ÖPNV-Netz und eine gute regionale und überregionale Verkehrsanbindung im südlichen Landkreis Schweinfurt zu schaffen. Dabei wurde auf die Aussagen im Regionalplan Main-Rhön für den Raum Gerolzhofen, auf die vorhandenen Potentiale an Fahrgästen, auf das in Grundzügen vorhandene Betriebskonzept für die untere Steigerwaldbahn in Ihrem Nordteil und auf den erklärten Willen der bayerischen Staatsregierung in Bezug auf sinnvolle Reaktivierungen von stillgelegten Bahnstrecken hingewiesen. Dieser Beschluss von 2019 steht jetzt wieder zur Diskussion am 04. November.

Thüringer Eisenbahn GmbH will die Strecke übernehmen

Nicht berücksicht ist dabei, dass ein Verkehrsinfrastrukturunternehmen die Übernahme der Bahnstrecke beim Bayerischen Verkehrsministerium beantragt hat. Die Entscheidung soll noch November fallen. Wird der Thüringer Eisenbahn GmbH hier der Zuschlag erteilt, muss sie auf eigene Kosten innerhalb von 18 Monaten die Strecke in Betrieb nehmen und einen Fahrverkehr ermöglichen. Eine Freistellung von Bahnbetriebszwecken („Entwidmung“) ist dann widerum nicht möglich, so dass die Anträge der Anliegergemeinden ins Leere laufen. Somit kommt die Diskussion im Kreistag eigentlich verfrüht.

Es wird wieder einmal spannend im Kreistag Schweinfurt!